Ende März fanden in diesem Jahr die Senioren Hallenweltmeisterschaften in Budapest statt. Frank hatte schon im Herbst letzten Jahres einen passenden Hotelaufenthalt für sich und Griet gebucht. Im Dezember, als ich den Laufkalender für 2014 angeschaut hatte, kam mir die Idee, dass dies doch für Angela und mich auch eine lohnende Reise wäre. Sonst ist Angela ja nicht so gern als Schlachtenbummlerin dabei, aber wenn mit Budapest eine attraktive Stadt lockt, dann stehen die Chancen vielleicht besser. Tatsächlich kam dann mein Vorschlag gut an und ich habe mich auf die Suche nach Flug und Unterkunft gemacht. Mit Germanwings kommt man bei früher Buchung für ca. 100 € nach Budapest und zurück. Bzgl. Unterkunft habe ich dann mal www.airbnb.de ausprobiert, eine Art Mitwohnzentrale, wo private Wohnungsangebote vermittelt werden. Auch hier wurde ich wegen der ausgezeichneten Recherchemöglichkeiten auf der Portalseite schnell fündig. Ein Zweizimmerappartement für 25 € in Zentrumsnähe und nur zweihundert Meter vom Hotel von Griet und Frank entfernt (https://www.airbnb.de/rooms/968237 ).

In der Halle werden ja eher die Kurz- und Mittelstrecken angeboten, für die mir einfach die Grundschnelligkeit fehlt. Aber erstaunlicherweise sind in diese Wettbewerbe auch die Freiluftdisziplinen 10 km Gehen, Crosslauf und Halbmarathon integriert. Ich habe mich für Halbmarathon angemeldet der am Sonntag den 30.03. stattfand. Der Crosslauf schon am Dienstag davor. Aber da konnten wir noch keinen Urlaub bekommen.

Freitagabend sind wir dann in Budapest gelandet und haben gegen 21.00 Uhr unser Appartement in Empfang genommen. Der Hauseingang und der Innenhof sahen zunächst nicht so vielversprechend aus. Dieser lag an einer Hauptverkehrsstraße und der Verkehrslärm war heftig. Zum Glück lag unsere Wohnung aber nach hinten raus und im 6. Stock und war sehr ruhig und komfortabel eingerichtet. Gegenüber befand sich auch ein Supermarkt der rund um die Uhr geöffnet war und wir konnten für die nächsten Tage einkaufen. Das Preisniveau ist dabei deutlich niedriger als in Deutschland und die Auswahl aber trotzdem gut. Wir haben dann den Tag bei einem Glas Wein ausklingen lassen. Naja ehrlich gesagt waren es bei mir zwei, die ich aufgrund einer langen Alkoholabstinenz ganz gut gemerkt habe.

Am nächsten Tag waren wir mit Griet und Frank in deren Hotel zum Frühstück verabredet. Wir haben dann lange das ausgezeichnete Frühstücksbuffet genossen und ich habe beschlossen die Mannschaftsbesprechung für die deutschen Halbmarathonteilnehmer zu schwänzen. Franks Verletzung war leider auch nicht besser geworden und er musste sich endgültig damit abfinden bei seiner ersten WM nicht starten zu können. Bei der Mannschaftsbesprechung werden im gemeinsamen Kreis die Möglichkeiten für die Mannschaftswertung ausgelotet und evtl. Runtermeldungen hierfür vorgenommen. Bei der Senioren WM ist dies im Gegensatz zu deutschen Meisterschaften getrennt von der Einzelwertung möglich. Man kann also in der M50 Einzelwertung starten und z.B. für die Mannschaftswertung in der M35 gewertet werden. Dazu gibt’s noch einige Nebenbedingungen. Es muss mindestens ein Teilnehmer in der Nation vorhanden sein, der auch wirklich zur Altersklasse gehört und es darf nur aufgefüllt werden, wenn in der Altersklasse nicht schon 3 solcher Teilnehmer starten.

Man ahnt schon, dass kann evtl. kompliziert werden. Ich selbst wollte in beiden Wertungen in der M50 starten, weil laut Voranmeldeliste die deutsche M50 Mannschaft stark besetzt war und deshalb gute Aussichten auf einen Mannschaftserfolg bestanden. Es hatten seche Deutsche mit einer Zeit von 1:20 und darunter gemeldet. Leider war nun der Traum, mit Frank zusammen aufs Treppchen zu kommen, endgültig geplatzt.

Wir haben dann am Samstag auf lange Sightseeing Spaziergänge verzichtet um meine Beine zu schonen und stattdessen eine Stadtrundfahrt mit dem Bus gebucht. Das Wetter war super Sonne und um die 20 Grad, sodass man es in dem offenen Cabriobus gut aushalten konnte. Abends waren wir dann noch mit Griet und Frank lecker Essen und anschließend gings früh ins Bett, da mit Zeitumstellung und Start um 9:00 Uhr morgens eine eher kurze Nacht bevorstand.

Der Lauf fand im Budapester Stadtwäldchen auf einem 3,7 km langen Rundkurs statt. Es ging an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Der Kurs war durchgängig asphaltiert. Aber der Asphalt war fast durchgängig in schlechtem Zustand und man musste beim Laufen schon aufpassen wie man seine Schritte setzt.

Ich hatte mir eine Zeit unter 1:20 vorgenommen und wollte mich zunächst an einem 3:45er Schnitt orientieren. Wenn es ganz gut lief, vielleicht noch eine Zeit unter 1:19 aber dazu schien mir der Untergrund eher zu schlecht.

Am Wetter hingegen gab es nichts auszusetzen. Sonne, ca. 10 Grad und nahezu windstill. Es würde vielleicht zum Laufende hin etwas warm werden. Gemeldet waren ca. 500 Teilnehmer. Alle Altersklassen wurden zusammen gestartet. Im Startbereich waren jedoch mit Flatterband Boxen für die einzelnen Altersstufen abgetrennt. M/W50 standen also schon etwas weiter hinten, da 35 die niedrigste Klasse ist. Die Einteilung gab dann aber die Gelegenheit schon mal die Mannschaftskollegen zu sichten. Mit Uwe Bernd von der LG Rüsselssheim war ein Kollege schnell gefunden. Ein dritter Robert Rohregger hatte aber am Vortag in die M35 runtergemeldet, weil er sich angesichts der starken gemeldeten Konkurrenz in der M50 keine Chancen auf einen Platz unter den ersten 3 ausgerechnet hatte. Nur leider war hiervon nichts weiter zu sehen. Etwas weiter hinten stand noch Jürgen Lingelmann, der hatte aber eine Meldezeit von über 2 Stunden angegeben und war somit eher breitensportlich unterwegs. Also keine Chance auf eine gute Mannschaftswertung.

Mit diesem Dämpfer gings dann los auf den Kurs. Zunächst erstmal etwas stockend und holperig da in den jüngeren Altersklassen auch viele weniger schnell unterwegs waren, die erstmal überholt werden mussten. Außerdem musste man immer gut aufpassen wo man hintritt, um nicht auf dem unebenen Untergrund umzuknicken. Km 1 hatte ich dadurch verpasst. Km 2 ging bei 7:31 durch. Das passte ja ganz gut. Km 3 dann bei 12:03 das konnte nicht stimmen. Falsche km-Angaben und so etwas bei einer WM. Die nächsten km-Markierungen habe ich dann entweder verpasst oder sie fehlten. Als nächstes hatte ich wieder bei km 6 gestoppt in 22:28. Der 3:45 Schnitt passte also bis jetzt perfekt. Mit jeder Runde prägte sich mir der Untergrund besser ein und nach der 2. Runde wusste ich jetzt, wo es etwas ebener war. Leider fingen jetzt auch schon die Überrundungen an. Dadurch waren dann die besseren Asphaltstücke häufig blockiert und ich musste doch wieder auf die unebenen Stellen ausweichen. Km 8 glatt in 30:00. Immer noch schön ausgeglichen im 3:45er Schnitt.

In der dritten Runde bin ich dann beim Versuch innen in der Kurve zu überrunden ziemlich rüde ausgebremst worden. Vor mir liefen 3langsame Läufer nebeneinander und innen war noch eine kleine Lücke frei. Die war zugegebenermaßen zu eng zum Passieren. Ich hatte aber gehofft, dass die Überrundeten kooperieren und etwas Platz machen, wie das bei Volksläufen so üblich ist. Hier lief es aber ganz anders. Als der zu überrundende Läufer mich von hinten kommend bemerkte, fuhr er den Ellenbogen aus und machte die Lücke ganz dicht und rief mir etwas wahrscheinlich eher Unfreundliches zu. Ich kam fast ganz zum Stehen und musste außen herum neu ansetzen. Das war erstmal etwas demotivierend.

Es gibt ja zumindest von deutscher Seite keine Qualifikationszeiten die für einen Start erfüllt werden müssen. Das führt dazu, dass ca. ein Drittel der Teilnehmer eher touristisch unterwegs ist. Angesichts der frühen Überrundung galt das auch für diesen Läufer. Da finde ich es schon angemessen, wenn man die Ideallinie freigibt und sich im Rennen etwas defensiver verhält.

Die nächste Zwischenzeit konnte ich dann bei km 12 in 45:04 nehmen. Entweder waren die Kilometer wirklich nur sporadisch ausgezeichnet oder durch die Überrundungen und den unebenen Untergrund war meine Aufmerksamkeit zu sehr auf ein sicheres Passieren des Kurses gebunden. Das führte aber dazu, dass das Rennen ungewohnt kurzweilig war. Nicht wie sonst, wo ich mich immer dem nächsten Kilometer entgegenkämpfe. Km 14 in 52:33. Immer noch fast perfekt im 3:45er Schnitt. Überholt wurde ich überhaupt nicht. Stattdessen konnte ich den einen oder anderen Altersklassenkonkurrenten einsammeln.

Die Altersklasse war auf der Startnummer notiert. Insbesondere auch auf der hinteren, sodass man immer gut die AK zuordnen konnte. Bei km 15 hatte ich einen italienischen Konkurrenten überholt der sich aber nun hartnäckig hinter mir hielt. An einem Getränkestand habe ich dann einen Zwischenspurt eingelegt um ihn abzuschütteln, was auch gelang. Km 16 in 1:00:10. Ups jetzt wurde es doch etwas langsamer. Vor mir noch ein italienisches Trikot aber noch etwas weg. Ich habe versucht dranzukommen. Das ging aber nur ganz langsam und zum Überholen reichte die Energie nicht mehr. Nur noch dranbleiben. Dann schon km 20 in 1:15:10. Wieder 3:45er Schnitt und nur noch 1,1 km. Da war ich ganz überrascht. Das Rennen war wegen der vielen Überrundungen und dem „abwechslungsreichen Untergrund“ echt kurzweilig gewesen.

Im Ziel waren es dann 1:19:18. Also fast genau im Soll. Im Endspurt ist mir der italienische Konkurrent dann nochmal gut weggelaufen. Das ist eben nicht meine Stärke.

Leider tauchte dann auch im Ziel kein weiterer deutscher M50er mehr auf. Es gab zwar noch ein nettes Zielfoto, aber das dann mit deutschen Kollegen aus anderen Altersklassen.

In der Einzelwertung hat es dann zum 10ten Platz gereicht. Die Einzelergebnisse gibt es unter:

http://sportido.hu/timing/result.nsf/0/A66F58188E75F6ECC1257CAB003DCBA9/%24FILE/WMAci_Half_Marathon_2014_ByCategoryGender.pdf?Open

In der Mannschaftswertung sieht unser Ergebnis etwas kurios aus. In knapp 4:40 sind wir auf Platz 7 gelandet.

http://sportido.hu/timing/result.nsf/0/D8EB142C89B49552C1257CAB003DEF7E/%24FILE/WMAci_Half_Marathon_2014_ByTeam.pdf?Open

Die Dame am TIC-Desk meinte beim Ausdrucken der Urkunde „Oh hat der dritte sich verlaufen?“. Naja ohne ihn hätte es gar keine Mannschaftswertung gegeben. Vielleicht hätte ich doch zur Mannschaftsbesprechung gehen sollen um Robert Rohregger vom Runtermelden abzuhalten. Dann wären wir immerhin Dritter geworden. Aber nachher ist man ja immer schlauer.

Mit Frank wäre ein Mannschaftssieg locker drin gewesen. Das wäre natürlich schon ein tolles Erlebnis gewesen. Mit einem Vereinskameraden zusammen eine WM-Medaille zu gewinnen. Aber andererseits braucht man ja auch noch Ziele im Leben.

Wir haben dann die restlichen Tage in Budapest noch sehr genossen. Das ist wirklich eine sehenswerte Stadt mit einer Menge an imposanten Plätzen und Gebäuden. Dazu ist alles relativ günstig und die meisten Leute sind freundlich und sprechen ganz gut Englisch.

Auch ohne Wettkampf ist es auf jeden Fall eine Reise wert und von Köln/Bonn aus auch günstig zu erreichen.

(c) Thomas Schneider, 2014