Die SSG bei der Marathon DM 2017

(ein Bericht von Thomas Schneider)

Mannschaft DM Marathon 2017 

Die deutschen Marathon Meisterschafen fanden in diesem Jahr zum letzten Mal im Rahmen des Frankfurt Marathons statt. Im nächsten Jahr werden sie bereits Ende April im Rahmen des Düsseldorf Marathons durchgeführt. Vielleicht schaffen wir es dann ja mit noch mehr Teilnehmern vor Ort zu sein.

Mit Markus Rosellen, Hartwig Müller und mir (Thomas Schneider) war aber immerhin nach 2015 wieder eine SSG Mannschaft am Start. Da wir uns mit M40 (Markus), M45 (Hartwig) und M55 (Thomas) über drei Altersklassen verteilen, standen diesmal aber die individuellen Ziele im Vordergrund.

Markus wollte seine persönliche Bestzeit aus Köln mit 2:58:13 noch einmal verbessern. Hartwigs Ziel war eine Zeit unter 3:30:00 und ich hatte als Minimalziel eine Zeit unter 2:50:00 und zugleich eine gute Platzierung in der Altersklassen-DM-Wertung anvisiert.

Morgens um 7 hatten wir uns für die Abfahrt nach Frankfurt in Ittenbach verabredet. Zum Glück bekamen wir durch die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit eine Stunde geschenkt, sodass es gefühlt um 8 Uhr losging. Der Schlaf in der Nacht zuvor war bei mir trotzdem eher bescheiden ausgefallen aber das bin ich aus der Vergangenheit für die Nacht vor einem Marathon gewohnt.

Die Fahrt nach Frankfurt verlief problemlos, abgesehen vom unfreiwilligen Erinnerungsbild, was von uns auf der A3 gefertigt wurde. Um 8:30 Uhr waren wir im Rebenstock-Parkhaus in Frankfurt angelangt und von dort ging ein regelmäßiger Pendelbusverkehr zur Messe, also zum Start- Zielbereich des Frankfurt Marathons.

Das Abholen der Startunterlagen, das Umziehen und die Abgabe der Kleiderbeutel hat dann doch einige Zeit in Anspruch genommen, da es in den Messehallen sehr voll war und sich die Abhol-und Abgabeorte auf mehrere Stockwerke verteilten.

Wir haben uns dann getrennt, da wir sowieso unterschiedliche Zeitziele hatten und uns gegenseitig Glück gewünscht.

Der letzte Gang zur Toilette stellte sich dann bei mir als echtes Problem dar. In den Messehallen waren alle WCs überfüllt, mit langen Schlangen bis auf die Gänge. Gleiches galt für die bescheidene Zahl von Dixiklos im Startbereich. Da es schon 9:40 war, ich noch etwas Einlaufen und eine gute Position im Startblock erobern wollte, wurde die Zeit knapp. Erfolg hatte ich dann im nahe gelegenen Marriott-Hotel. Aber dort auch erst im 1. Stock.

Eine gute Position im Startblock war kaum noch zu bekommen, zumal die Drängelgitter sehr hoch und damit kaum zu überklettern waren. Ich bin dann ganz frech mit den Eliteläufern von vorne in den Startbereich gegangen, obwohl mich ein Ordner mit sanfter Gewalt abdrängen wollte. Um nicht ganz vorne zu stehen, habe ich mich dann noch etwas nach hinten durchgeschlängelt.

Das Wetter war deutlich besser als erwartet. Die dicken Regenwolken hatten sich verzogen, teilweise kam die Sonne durch und die Temperaturen waren mit 8-10 Grad nahezu ideal. Nur der böige und teils noch stürmische Wind war störend.

Ich hatte leider meine Laufuhr vergessen und musste mich daher mit meiner normalen Uhr begnügen. Vielleicht auch deswegen habe ich mich zunächst mal für einen Schnitt von 4 Minuten pro Kilometer als Anfangspace entschieden. Das lässt sich ja auch ohne besondere Stoppfunktion ganz gut kontrollieren. Zudem bin ich sowieso eher dafür, nach Gefühl loszulaufen und die Zeit eher nachrangig zur Einschätzung der Lage zu verwenden. Die im Folgenden genannten Zwischenzeiten stammen dann auch aus der Live-Tabelle des Frankfurt Marathons, auf dem alle 5 KM Zwischenzeiten verzeichnet sind.

Ich kam dann ca. 15 Sekunden nach dem Startschuss über die Linie und erstaunlicherweise waren etliche langsamere Läufer vor mir gestartet. Die Plätze im Eliteblock wurden wohl nicht nur nach Leistung, sondern auch nach sonstigem VIP-Status vergeben. Im Prinzip konnte ich aber nach dem ersten Kilometer ganz gut meinen 4er-Schnitt laufen und im Feld mitschwimmen. Schwierig wurde es immer dann, wenn die Strecke in Windrichtung ausgelegt war und sich das Feld in Linie sortierte, denn jeder wollte im Windschatten laufen. Hier musste man auch mal seine Position verteidigen um nicht nach außen in den Wind gedrängt zu werden.

Die 5 Kilometer Zwischenzeit lag bei 19:45 netto und genau 20 Minuten brutto. Also alles im Plan, aber die Beine fühlten sich schon gar nicht mehr so gut an. Insbesondere die Füße machten schon einen leicht gestressten Eindruck. Vielleicht hätte ich doch etwas stabilere Schuhe verwenden sollen, obwohl ich mich mit meinen Brooks ST Racer beim Test zum Brückenlauf eine Woche zuvor, sehr gut gefühlt hatte.

Zu dieser Zeit entdeckte ich auch Daniel Ghebreselasie von Grün Weiss Kassel im Teilnehmerfeld, ein Altersklassenkonkurrent, den ich bei der Überprüfung der Meldeliste neben Roland Geissler aus Dresden als Hauptkonkurrent ausgemacht hatte und der mich bei der Halbmarathon DM im Frühjahr kurz vor dem Ziel überholt hatte.

Bei einem derart großen Stadtmarathon ist es ja kaum möglich, die Übersicht über die Altersklassenkonkurrenz zu behalten. Da es diesmal keine Angabe der Altersklassen auf der Startnummer und auch keine zweite Nummer für die Rückseite gab, war eine entsprechende Orientierung hier aussichtslos.

Daniel erhöhte ab km 5 langsam das Tempo. Ich entschied mich aber auf mein Laufgefühl zu hören und mein Tempo beizubehalten. Ich ließ ihn also langsam davonziehen. KM 10 ging dann bei 39:47 netto durch. Also insgesamt 2 Sekunden über dem 4er Schnitt für diesem 5 KM Abschnitt. Da aber kurz zuvor die einzig nennenswerte Steigung absolviert wurde, ging das voll in Ordnung.

Trotzdem fühlte ich mich nicht so recht wohl. Immer wenn ich das Gefühl hatte es rollt ganz gut, kam die nächste Verpflegungsstelle zur Flüssigkeitsaufnahme oder eine Gegenwindpassage mit leichten Positionskämpfen und schon war der Flow wieder verschwunden. Trotzdem war die 15 km Durchgangszeit mit 59:35 und 19:49 für diesen Abschnitt voll ok.

Die folgenden 5 km gingen dann hauptsächlich raus nach Westen gegen den Wind. Zum Glück war das Teilnehmerfeld noch sehr dicht und ich konnte mich gut hinter anderen verstecken. Ich hatte aber doch leichte Zweifel, ob ich das Tempo über die ganze Distanz würde halten können. Vor zwei Jahren, als ich den Frankfurt Marathon schon einmal absolviert hatte, war es allerdings ganz ähnlich gewesen und letztendlich lief es auf der zweiten Hälfte dann super. Sogar mit einem negativen Split. Ich hoffte also auf eine Wiederholung dieses Szenarios.

Der 5 KM Abschnitt bis km 20 war dann auch mit 20:07 der bisher langsamste. Aber die Abweichung vom 4er Schnitt immer noch im Bereich von 1-2 Sekunden pro KM und damit völlig ok. Halbmarathon ging in 1:24:02 durch. Nur leider taten die Füße schon ziemlich weh und ich habe mich sehr bemüht trotzdem normal weiter aufzusetzen und keine Ausweichbewegungen zu machen.

Der nächste 5 KM Abschnitt mit 19:58 lag dann wieder nahezu ideal im 4er Schnitt. Also 1:39:39 nach 25 km. Wie heißt es zu KM 25 so schön bei Peter Greif in seinem legendären Count-Down zur Bestzeit:

Angreifen! Solltest du aber bei km 25 immer noch locker sein und das Gefühl haben, jeden Kilometer 5 Sekunden schneller laufen zu können, dann greif an. Beschleunige sofort, zögere nicht mehr. du befindest Dich jetzt in einem psychologischen Idealzustand. Die anderen Läufer fallen jetzt so langsam vom Tempo ab, und du hast noch die Kraft, kannst "gehen". Wenn du nun einen nach dem anderen überholst, läufst du Dich in einen Rausch, da bremst Dich nichts mehr, du bist auf dem heißen Trip. Zähle ab wie viele du packst, um deine Zeit brauchst du dir keine Sorgen zu machen, die wird besser als du erwartet hast.

Ich hingegen sehnte die Mainzer Landstraße herbei. Eine lange Gerade auf der man es schön rollen lassen kann. Diesmal dazu noch mit frischem Rückenwind, sodass man sich nicht mehr im Windschatten einreihen muss. Ich beschloss daher bis km 28 und zur Mainzer Landstraße zu warten und dann vielleicht etwas zu forcieren. Und ab da ging es dann tatsächlich leichter und der bei Greif beschriebene Trip setzte zumindest ansatzweise ein. Die anderen wurden langsamer und ich wurde einen ganz kleinen Tick schneller. 19:52 für diesen Abschnitt. Gleiches gilt für den folgenden Abschnitt bis km 35 mit 19:45 und 2:19:15 als Durchgangszeit. Damit hatte ich immerhin schon 45 Sekunden auf den 4er Schnitt herausgelaufen. Zudem hatte ich noch keine Anzeichen von Wadenkrämpfen, die sich sonst langsam bei dieser Distanz bei mir melden.

Leider war es mit dem Rückenwind jetzt wieder vorbei. Aber die vielen langsameren Läufer die ich auf diesem Streckenabschnitt einsammeln konnte gaben zusätzliche Motivation. 19:44 Minuten dann für den Abschnitt bis km 40. Ich konnte also das leicht erhöhte Tempo halten. Wenn das so weiter ginge, wäre eine 2:47er Zeit möglich.

Also nochmal alle Reserven für den Schlussabschnitt mobilisiert. Das war um km 41 auch nötig, denn dort gab es nochmal eine fiese lange Gerade mit heftigem Gegenwind und niemandem mehr in meinem Tempo, hinter dem ich mich verstecken konnte. Zusätzlich noch der Endspurt in die Festhalle, den ich wie immer am Limit laufend nicht recht genießen konnte. Aber die Zeit beim Zieleinlauf war auch brutto ganz klar unter 2:48. Also hatte ich mein Zeitziel klar erreicht und konnte erstmal glücklich durchschnaufen.

Kurz vor mir war Roland Geissler eingelaufen und berichtete etwas geknickt, dass Daniel ihn kurz vor dem Ziel abgefangen habe. Also schon mal zwei Altersklassenkonkurrenten vor mir. Aber mit einer 2:47er Zeit standen die Chancen auf Platz 3 nicht schlecht. Die bisherige deutsche Jahresbestzeit der M55 vor der DM  lag bei 2:51:XX.

IMG 20171029 152855Ein schneller Blick auf die Liveergebnisse bestätigte dann auch meine Hoffnungen. Mit 2:47:38 hatte ich den 3. Platz in der AK-Wertung belegt.

 

 

Den Verpflegungsbereich nach dem Zieleinlauf kann man dann leider gar richtig auskosten. Dazu ist es Ende Oktober einfach zu kalt und wenn man seinen Kleiderbeutel abholt und sich umzieht kommt man nicht mehr zurück in den Verpflegungsbereich.

Also habe ich dann im Warmen bei der Kleiderbeutelausgabe auf Markus und Hartwig gewartet.

Markus ist mit 2:56:58 neue Bestzeit gelaufen und hat ebenfalls einen negativen Split hingelegt.

Hartwig hat mit 3:27:47 sein Zeitziel ebenfalls voll erreicht und ist mit 1:43:02 und 1:44:46 für die beiden Hälften auch sehr gleichmäßig unterwegs gewesen.

Insgesamt lag die Mannschaftszeit bei 9:12:23, was den 39. Platz in der DM Wertung bedeutete.

Netterweise hatten sich die beiden schon vorab bereiterklärt, bis zur Siegerehrung zu warten, falls dies bei mir notwendig werden sollte.

Um 16:00 Uhr ging es dann zurück nach Königswinter und auf der Rückfahrt war dann noch genug Gelegenheit die positiven Erlebnisse des Tages auszutauschen.